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Nehmen ist seliger als geben

Gute Nachrichten sind selten. Vor allem in der Zeitung.

Da freute ich mich, lesen zu dürfen, daß ein homosexuelles Paar ein Kind bekommen hat. Ein neues Leben ist immer ein Grund zur Freude, dachte ich, und in diesem Falle ganz besonders. Der FDP-Abgeordnete Michael Kauch und sein Mann Henry haben mit Hilfe einer Freundin, die Zeitungsberichten zufolge ebenfalls in einer homosexuellen Partnerschaft lebt, die kleine Sophia zu Welt gebracht.

Schaut man in die Welt, so kann schon ein wenig stolz sein auf die Freiheiten, die wir hierzulande errungen haben. Ein Politiker, der in einer Homo-Ehe lebt ? Kein Problem. Ein Kind mit einer Leihmutter ? Kein Problem. Adoption des Kindes durch den Lebenspartner ? Kein Problem.

Ja, es ist schön, daß Herr Kauch all diese Rechte und Freiheiten für sich in Anspruch nehmen darf, und ich freue mich für ihn. Was mir hingegen schwer im Magen liegt, ist der Umstand, daß er scheinbar mit der Gewährung von Rechten ein deutlich größeres Problem hat als mit der Inanspruchnahme.
Erinnern wir uns: am 12.12.2012 wurde im Bundestag über den Gesetzentwurf der Bundesregierung entschieden, der die Beschneidung männlicher Kinder regelt. Dieser stellte einige Grundrechte der männlichen Kinder den religiösen, moralischen und ästhetischen Wünschen ihrer Eltern hintenan, und stellte die Jungs damit auch gleich noch schlechter als weibliche Kinder. Letztere sind nämlich nach wie vor nicht zu Schönheitsoperationen an den Geschlechtsorganen freigegeben.

Ein kurzer Blick in die Liste der namentlichen Abstimmung verrät uns: Michael Kauch stimmte für den Gesetzentwurf, der in der Folge als §1631d BGB verabschiedet wurde.
Daß ausgerechnet jemand, der von so vielen Freiheiten profitiert, der Meinung ist, man brauche männlichen Kindern keine sexuelle Selbstbestimmung oder körperliche Unversehrtheit zu gewähren, ist kein Zeichen, daß er verstanden hat, wofür säkulare Kräfte – auch zu seinen Gunsten – Jahrzehntelang erbittert kämpfen mussten. Und andernorts noch immer müssen.
Wenigstens Sorgen um das Kind brauchen wir uns nicht zu machen. Schließlich hat er eine Tochter bekommen, und die ist ja nicht betroffen.

 

Nachtrag: Einem Entschließungsantrag der Grünen, der die eingetragene Lebenspartnerschaft in sämtlichen Rechtsbereichen der Ehe gleichstellen sollte, und ihn somit privat betraf, stimmte Herr Kauch wenige Monate zuvor selbstverständlich zu